Keramische Leiterplatten
Keramische Leiterplatten bestehen, wie der Name schon sagt, nicht aus Pappe oder faserverstärktem
Kunststoff (FR4), sondern aus Keramik. Dabei handelt es sich jedoch nicht um
einfache Platten aus gebrannter Keramik, sondern um Substrate aus
Aluminiumoxid, Aluminiumnitrid, Siliciumcarbid oder Berylliumoxid.
Wie werden
keramische Leiterplatten hergestellt?
Die Herstellung keramischer Leiterplatten unterscheidet sich in einigen wesentlichen
Punkten von der von Platinen aus Kunststoff. Der Hauptunterschied liegt im
Einsatz eines Brennofens, das jedoch erst nach der Anlage der Leiterbahnen
erfolgt.
Herstellung im Brennofen
Im Gegensatz zu herkömmlichen Leiterplatten
aus Kunststoff bestehen die Leitungsbahnen bei Keramik-PCBs nicht aus
Kupfer, sondern aus Silber- und Gold-Leitpasten. Diese werden im
Siebdruckverfahren auf die Substratschicht aufgebracht. Anschließend werden die
einzelnen Lagen der herzustellenden Leiterplatte übereinander gelegt. Erst
jetzt erfolgt der Bennvorgang, der aus dem Substrat die eigentliche
Keramikplatte brennt. Im Ofen verbinden sich außerdem die einzelnen Lagen
zur Mulitlayerplatine.
Weitere Verarbeitung
Zur einfacheren Handhabung bei der
Herstellung werden Leiterplatten in Nutzen zusammengefasst. Darin unterscheiden
sie sich nicht von herkömmlichen Platinen aus Kunststoff. Jedoch ist das Nutzentrennen
(Depaneling) bei keramischen Leiterplatten aufgrund der Materialeigenschaften
wesentlich schwieriger. Durch die im Vergleich zu faserverstärktem Kunststoff
geradezu extreme Härte der Platinen, sind die herkömmlichen mechanischen
Trennverfahren wie Fräsen oder Sägen nur schwer und unter hohem Verschließ
möglich.
Als Alternative bietet sich für Keramik-PCBs
die Trennung und Bearbeitung mit dem Laser an. Mit Laseranlagen ist
nicht nur ein verschleißfreies Nutzentrennen möglich, sondern auch die Anlage
von Kavitäten, Vias für die Durchkontaktierung und mehr.
Vorteile
keramischer Leiterplatten
Die Verwendung von Keramiksubstraten als Material für die Herstellung von Leiterplatten
bringt eine ganze Reihe von Vorteilen mit sich. Dies erklärt, warum
Keramikplatinen immer beliebter werden, insbesondere in Bereichen, in denen
besonders hohe Ansprüche an die Robustheit und Wärmeleitfähigkeit eines PCB
gestellt werden
Höhere Robustheit
Keramische Leiterplatten weisen ein
hervorragendes thermisches Verhalten auf, was sie besonders bei extremen
Temperaturen oder großen Temperaturschwankungen zur ersten Wahl macht.
Doch auch chemische Einflüsse können Keramik-PCB weit weniger anhaben
als herkömmlichen Platinen. Auch gegenüber mechanischen Belastungen
durch Stöße und Vibrationen weisen die Keramikplatten eine höhere Resistenz
auf.
Bessere thermische
Leitfähigkeit
Keramik-PCBs verfügen
darüber hinaus über eine unerreichte thermische Leitfähigkeit. Sie
führen Wärme sehr schnell ab und kommen daher (fast immer) ohne Kühlkörper,
Durchkontaktierungen zur Kühlung und sogar ohne aktive Kühlelemente aus. Im
Gegensatz zu anderen Materialien mit hoher Wärmeleitfähigkeit, wie zum Beispiel
Kupfer, ist die elektrische Leitfähigkeit von Keramik wesentlich
geringer. Das macht die Verwendung von Keramik als Material für PCB überhaupt
erst möglich.
Ideal fürs Multilayering
Abgesehen von der höheren Robustheit besitzen
keramische PCB eine weitere Eigenschaft, die sie für die moderne
Leiterplattenfertigung besonders interessant machen: Durch ihren Aufbau aus
vielen einzelnen Schichten sind Keramikplatinen besonders als
Multilayer-PCB geeignet.
Zwar lassen sich Multilayer-Platinen auch mit
herkömmlichen Kunststoffsubstraten umsetzten, jedoch sind die dazu nötigen Durchkontaktierungen
häufig Schwachstellen in der Leiterplattenkonstruktion. Der Grund liegt in
den sehr verschiedenen Wärmeausdehnungskoeffizienten von Kupfer und FR4.
Bedingt durch die unterschiedlich schnelle Ausdehnung kommt es an den
Übergängen von Kupferhülsen zu Kunststoff zu Spannungen, die zu Rissen
führen können.
Zwar unterscheidet sich auch der
Wärmeausdehnungskoeffizient von Kuper und Keramiken, jedoch bei weitem nicht in
dem Maß wie bei Kunststoff. Daneben leitet die Keramikplatine die Wärme auch
schneller und gleichmäßiger ab, sodass die Wahrscheinlichkeit von thermisch
bedingten Rissen deutlich niedriger ist.
Nachteile
keramischer Leiterplatten
Keramik-PCBs haben vor allen Dingen einen wesentlichen Nachteil: sie
sind nicht nur gegen Beschädigung resistenter, sondern auch gegen
konventionelle Bearbeitungsmethoden. Dies macht ihre Verarbeitung
aufwändiger und somit kostenintensiver. Daneben sind die
Ausgangsmaterialien teurer als konventioneller Kunststoff.
Teurere Rohstoffe
Verglichen mit herkömmlichen Leiterplatten
aus Kunststoff oder gar aus verstärktem Papier, sind die Ausgangsstoffe für
keramische Massen teurer. Das ist ganz besonders beim Berylliumoxid der
Fall, weshalb dieser Werkstoff trotz seiner ausgezeichneten thermischen
Leitfähigkeit noch nicht breit in Bauteilen eingesetzt wird.
Schwer zu bearbeiten
Die hohe Robustheit keramischer Leiterplatten
hat auch einen unerwünschten Nebeneffekt: So zuverlässig sich
Keramik-PCBs Umwelteinflüssen widersetzen, so hartnäckig widerstehen sie auch
vielen Bearbeitungsversuchen. Die Herstellung von Keramikplatinen ist daher wesentlich
aufwendiger als die konventioneller Leiterplatten aus Kunststoff. Die aufwändigere
Bearbeitung und der höhere Materialverschleiß an den Bearbeitungswerkzeugen
sind die hauptsächlichen Kostentreiber. Bei letzterem kann jedoch die
Bearbeitung mit Hilfe von Laseranlagen Abhilfe schaffen.
Wo werden
keramische Leiterplatten eingesetzt?
Keramische Leiterplatten kommen vor allem dann zum Einsatz, wenn besondere
Anforderungen an die Robustheit des PCB gestellt werden oder die
Platinen für Hochfrequenz- und Hochgeschwindigkeits-Anwendungen zum
Einsatz kommen sollen. Dies ist zum Beispiel im Automotive-Bereich
der Fall, wenn es um Platinen für elektronische Sensoren oder Radartechnik
geht. Auch die RF-Module in modernen Funkgeräten verfügen oft über
Keramik-Leiterplatten, insbesondere wenn die Funkgeräte für den Einsatz in
widriger Umgebung gebaut sind.
Zusammenfassung:
Keramische Leiterplatten
Keramische Leiterplatten bestehen nicht aus Kunststoff, sondern aus einer keramischen
Masse mit Aluminiumoxid, Siliciumcarbid oder ähnlichem. Sie haben gegenüber
FR4-Platinen wesentliche Vorteile, insbesondere ihre besseren thermischen
Eigenschaften und ihre höhere Robustheit, weshalb sie besonders in
der Hochfrequenztechnik oder bei extremen Temperaturen zum Einsatz kommen.
Die Kosten für die Ausgangsstoffe zur Herstellung von Keramik PCBs
sind jedoch höher, außerdem ist ihre Verarbeitung, bedingt durch die
höhere Robustheit, aufwändiger. Durch die Bearbeitung mit Laseranlagen können
Keramikplatinen jedoch zu niedrigeren Kosten hergestellt werden als mit konventionellem
Fräsen. In Zukunft werden wohl immer mehr elektronische Komponenten mit Keramik-PCBs
ausgestattet sein.